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1. Dezember. 2008

Larrys Weltwirtschafts(un)ordnung

Lawrence Henry "Larry" Summers


Am 24. November 2008 ernannte Barak Obama zwei renommierte Ökonomen auf Schlüsselpositionen der künftigen US Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Tim Geithner soll Finanzminister werden und Larry Summers den Nationalen Wirtschaftsrat leiten.

In Afrika sollte man bei allem Jubel über den afroamerikanischen Präsidenten die Augen offen behalten, denn der kluge Larry könnte seine Ideen, die er zu Zeiten als er noch Chefökonom der Weltbank war, in Müll umsetzen. Larry ist nicht nur Ökonom, er ist auch der international renommierteste Müllmann. Larry wird sicher früher oder später dem unterverschmutzten Kontinent Afrika zu gefährlichen Industrieabfällen aus den USA verhelfen. Er hat damals, das hat ihm seinen Posten bei der Weltbank gekostet, in einem internen Papier darauf hingewiesen, dass es ökonomisch inopportun sei, schädlichen Müll in Staaten mit hohen Gesundheitskosten zu deponieren. Eine einleuchtende Logik. Afrikanische Medizinmänner tun also gut daran, wenn sie Larry-Summers-Voodoo-Puppen mit Nadeln voll stechen, als medizinische Prävention so zu sagen.

Die Affinität des "Zynismus" zur Ökonomie hat eine lange Tradition. Dies stellt H. Sautter in seinem Text, “Wie berechtigt ist die Kritik am ökonomischen Zynismus“ wie folgt fest:

Der Begriff geht zurück auf den antiken Philosophen ANTISTHENES, einem Schüler von SOKRATES. Einer der Schüler von ANTISTHENES soll DIOGENES von Sinope gewesen sein, der etwa 400-328 vor Christus lebte. Er gilt als der Prototyp eines Zynikers. Wegen seines schlampigen Aussehens und seiner schamlosen Frechheit soll er als Hund ("Kyon") beschimpft worden sein. Diese Bezeichnung hat er sich dann selbst zu eigen gemacht. Später wurde daraus der Name einer von ihm gegründeten Schule (die "Kyniker"). Es wird erzählt, dass Diogenes zu Beginn seines öffentlichen Auftretens Münzen umprägte und deshalb seine Vaterstadt verlassen musste. Ob diese Anekdote einen wahren Kern besitzt, ist unerheblich. Sie macht jedenfalls deutlich, dass diese Philosophen-Schule von Anfang an mit unseriösen Praktiken des Geldwesens in Verbindung gebracht wurde.

Der moderne Zyniker, so schreibt P. Sloterdijk in seiner Kritik der zynischen Vernunft, sei ein Massentypus, ein integrierter Asozialer. Wenn sich nun Leute vom Schlage Summers als konsequente Realisten sehen, so werden sie wohl nicht unrecht haben damit. Summers ist ja kein Rassist, wenn er von unterverschmutzten Ländern in Afrika spricht, - er ist nur Ökonom. Ein afrikanischer Ökologe dagegen müsste nun als ebenfalls konsequenter Rationalist antworten, es wäre für Afrika ökologisch sinnvoll, wenn sich die USA mit einem atomaren Erstschlag (Neutronenbomben, geringer Fallout), selber auslöschen würde, da tote Amerikaner weniger Giftmüll erzeugen als lebendige. Weniger Giftmüll heisst auch weniger Auslagerung in unterverschmutzte Kontinente. Nun sind leider Ökologen viel weniger zynisch veranlagt als die Ökonomen. Ökologen denken nach wie vor global. Ihnen geht es um das Gesamtwohl des Planeten und seiner Bewohner. Ihnen geht es um die Artenvielfalt und um Lebensräume, ihnen geht es um das Leben. Gut man könnte sagen, mit den Amerikanern verschwindet keine eigene Art. Aber Neutronenbomben zerstören nun mal auch die Tiere des nordamerikanischen Kontinents, und da sind sicher ein paar gefährdete echte Arten darunter.

Die liberale CH-Politikerin Gabi Huber schreibt auf ihrer Homepage:

Und dass grüne Politik heute Erfolg hat, ist nicht zuletzt der wirtschaftlichen Kompetenz anderer zu verdanken. Denn nur weil es uns gut geht, können wir uns überhaupt Sensibilität für die Umwelt leisten. Deshalb müssen wir die Stärken der Schweiz stärken und weiterentwickeln und alles unterlassen, was den wirtschaftlichen Erfolg schmälern könnte.

Nehmen wir diese Sätze für bare (umgeprägte?) Münze, dann steht es schlecht um Afrika. Der arme unterverschmutzte Kontinent kann sich in der huberschen Logik keine Sensibilität für die Umwelt leisten. Sicher würden die Industrienationen in ihrem Eifer noch eins obendrauf geben und die schwarzen Mitmenschen auch ökonomisch über den Tisch ziehen, indem sie ihnen den Giftmüll zu einem Spottpreis unterjubeln. Es liegt nun auf der Hand, dass man nach der huberschen Logik Afrika nicht unterstützen darf, damit dortige Gesundheitssysteme immer schön Low Budget bleiben und der wirtschaftliche Erfolg des Nordens so nicht geschmälert wird.

Larry hätte an dieser Logik seine helle Freude und der neue Satz von “Hubers and Summers“ müsste heissen:

Denn nur weil es uns gut geht und wir mit unserem Giftmüll auf unterverschmutzte Kontinente ausweichen, können wir uns überhaupt Sensibilität für die eigene Umwelt leisten.


Hinweis und Link:

Abschiedsvorlesung des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Dr. Hermann Sautter