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27. Juni 2007

Der "ewige" Würfel von Rudi Schär

(Photo Berena Press)

Ein unverrückbares Ärgernis

Anna Felizitas Grazi

Die Bolar Foundation beschert der Region Berena ein Ärgernis erster Güte. Der Skandalwürfel aus Beton von Rudi Schär erhitzt die Sehnaher Gemüter landesweit. Wenn diese Tage das Thermometer auf 37 Grad steigt, käme der Schattenwurf des Betonklotzes dem zufälligen Wanderer im Grunde gelegen, doch die Bevölkerung zieht die nahen Strände vor. Der Quader misst 20 Meter nach allen Seiten und seine Wände sind zwei Meter stark. Im Innern, nie mehr zugänglich, befindet sich der heilige Kern. Ein Betonquader von einem Kubikmeter, dessen Schalung von Schär selber hergestellt wurde und den er mit einem kleinen Betonmischer selber gegossen hatte. Dieser Quader hat zusätzlich den Zorn des Bischofs von Berena auf sich gezogen. Schär hat in einer Kleinzisterne das Wasser für den Beton von der Quelle der heiligen Berena* herbringen lassen. Die Quelle wurde 1998 anlässlich des Papstbesuches von Johannes Paul II, von diesem höchst persönlich geweiht. Ihr werden Heilwirkungen in mannigfaltiger Art und Weise zugesprochen. Dass nun Rudi Schär, der nicht gerade als gläubiger Mensch in die Annalen der Geschichte eingehen wird, als Künstler an heiligen Wassern herumspielt, Beton mit Weihwasser ansetzt, soll bis nach Rom hinein Wellen geschlagen haben.

Nach zweijähriger Bauzeit ist diese Tage das Monument für ganze 2,7 Mio Euro fertiggestellt worden. Rudi Schär steht mit seinem Werk in einer langen Reihe von Kunstskandalen. Wir denken da sofort an Richard Serra und seinen “Tilted Arc“. Die einen kritisieren, dass das Monument in unverbauter Landschaft steht, die anderen finden es, auch wenn eine private Stiftung dahinter steckt, eine Verschwendung von Material und Geld. Die meisten beklagen aber, dass der Quader nicht begehbar ist. Man könnte von da oben so wunderbar in alle Richtungen sehen.

Schär darauf angesprochen: “Das Werk ist ein Würfel und nicht ein Aussichtsturm. Die Leute müssen sich damit abfinden, dass sie nicht auf allem und jedem Ding herumtrampeln können. Ich habe etwas “Ewiges“ geschaffen und erwarte den entsprechenden Respekt!“ Gestern Nachmittag ist auf dem Würfel ein Helikopter gelandet. Ein US-Milliardär, der von seiner Jacht aus startete, hat sich diesen Gag erlaubt. Schär hat für einmal keinen Humor gezeigt. Als wir ihn fragten, ob er nicht Bedenken wegen Sprayern habe, antwortete er: “Ich habe meine Photos gemacht und auf denen ist der Würfel clean. Was weiter damit geschieht ist nicht mein Bier. Sprayer verstehen nun mal nichts von Kunst, da versteht der Bauer mehr, dem wir das Land abgekauft haben.“

* An der Quelle des Beilmon Baches soll 1956 einem Pfadfinder die heilige Mutter von Berena erschienen sein. Die Quelle wurde trotz des Verbotes, auf öffentlichem Grunde religiöse Manifestationen abzuhalten, in den Katalog heiliger Orte aufgenommen. Weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass der Bub, der Pfadfinder mit 15 Jahren einen längeren Klinkaufenthalt hinter sich bringen musste. Von einer schweren Entwicklungspsychose war damals die Rede.

Tilted Arc (Richard Serra)

Terminal (Richard Serra)