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Radsport
07.05.2005/ Schon seit ihrer Gründung 1896 organisierte die Gazzetta dello Sport kleinere Radrennen. 1909 schließlich fanden die Macher, dass auch Italien seine große Radrundfahrt bräuchte. So kam es, dass am 13. Mai desselben Jahres, um 02.53 Uhr Morgens, die erste Etappe des Giro dItalia startete. Sie führte über unglaubliche 397 Kilometer von Mailand nach Bologna. Nach acht Etappen und 2.448 Kilometern erreichten von den 127 gestarteten Fahrern nur 49 das Ziel in Mailand. Gefahren wurde nur jeden zweiten Tag.

Den ersten Streik des Giros gab es bereits 1912. Auf der Etappe von Pescara nach Rom war ein Fluss über die Ufer getreten und die Etappe musste um 50 Kilometer verlängert werden. Die Fahrer verließen aus Protest die Strecke und fuhren mit dem Zug nach Rom. Die 20.000 Zuschauer, die im Ziel vergeblich auf ihre Stars warteten, drohten damit die Veranstalter zu lynchen, bis diese schließlich das Eintrittsgeld zurück erstatteten.

Der erste große Champion war Alfredo Binda. Er gewann den Giro 1925, 1927, 1928, 1929 im Jahr 1930 wurde er freundlich gebeten zu Hause zu bleiben, da man fand, dass vier Siege genug seien. Als "Bestechungsgeld" bekam er die Siegesprämie von 22.500 Lire. 1931 ließ sich Binda nicht mehr von einem neuerlichen Girostart abbringen. Er ist bis heute der Fahrer mit den meisten Etappensiegen in einem Giro. 1927 gewann er zwölf der 15 ausgetragenen Teilstücke.

Coppi und Bartali die großen Rivalen
1929 war auch das Jahr der Tragödie von Belloni. Er hatte bereits eine Etappe gewonnen als er auf dem Abschnitt von Formia nach Rom ein Kind, das mitten auf der Straße spielte, überfuhr und tödlich verletzte. Belloni zog sich danach zurück.

Die späten 40er Jahre waren geprägt von der Rivalität zwischen Fausto Coppi und Gino Bartali. In das Duell der beiden mischte sich 1949 ein lachender Dritter ein. Coppi konnte zwar Bartali besiegen, aber ein gewisser Fiorenzo Magni war stärker. Die Mannschaft Coppis (Bianchi) reklamierte, Magni sei bei der entscheidenden Etappe in seinem Heimatdorf Wilier von seinen Freunden angeschoben worden. Magni erhielt eine Zeitstrafe von zwei Minuten, Coppi stieg trotzdem aus.

Bahamontes mit Angst vor der Abfahrt
1950 gab es mit Hugo Koblet aus der Schweiz den ersten ausländischen Giro Gewinner. Die letzte Etappe endete in diesem Jahr in Rom und der Papst empfing den Sieger. Leider hatten die Organisatoren fest mit einem Sieg des frommen Bartali gerechnet und nicht mit dem protestantischen Kalvinisten Koblet. 1952 gab es das erste Todesopfer unter den Athleten. Orfeo Ponsin fuhr gegen einen Baum und erlag seinen Verletzungen. Von 1953 an wurde jede Etappe des Giro live im Fernsehen übertragen. Eine weitere Neuheit in diesem Jahr: ein Krankenwagen begleitete den Tross. Er wurde Giro-Klinik genannt.

Der Luxemburger Charly Gaul gewann seinen ersten Giro 1956 durch sein Durchhaltevermögen auf der Etappe von Trient nach Monte Bondone. Die 242 Kilometer waren geprägt durch Eiseskälte und Schneestürme. Pasquale Fornara, der bis dahin im rosa Trikot fuhr, wurde von seinem sportlichen Leiter angewiesen das Rennen zu beenden. Als Begründung gab er an, er liebe den Fahrer wie einen Sohn und könne ihn nicht so leiden sehen. Nichts mit Quäl dich, du Sau! Gaul musste im Ziel eine Stunde in warmen Wasser baden, bevor er wieder fähig war zu sprechen.

Ein Kuriosum des Giro dItalia war Federico Bahamontes. Obwohl er einer der besten Kletterer überhaupt war und die Bergwertung der Tour de France sechs Mal gewann, konnte er nur einen Giro-Etappensieg erringen (sieben Tour-Etappensiege). Woran es lag? Er hatte Angst vor der Abfahrt. Er bremste unentwegt, stieg manchmal sogar vom Rad wenn es ihm zu steil wurde. Einmal zog er es vor auf dem Gipfel ein Eis zu essen und auf das Feld zu warten, damit er die Abfahrt nicht allein bewältigen musste. 1958 schaffte er es die Etappe von Superga zu gewinnen, eine Bergankunft.

Merckx der große Triumphator
1968 begann die Ära Eddy Merckx mit seinem ersten Sieg beim Giro dItalia. Im Jahr darauf wurde er wegen Dopings ausgeschlossen. Journalisten, Fans und Mitstreiter waren entsetzt. Und Merckx - der lag im Hotelzimmer auf seinem Bett und beteuerte heulend seine Unschuld, während sich Journalisten und Fahrer um sein Bett drängten und angeregt diskutierten. Sein großer Rivale Felice Gimondi nutzte die Gunst der Stunde und holte sich seinen zweiten Gesamtsieg nach 1967. Im selben Jahr gewann Merckx die Tour de France mit 17 Minuten Vorsprung und 1970 erneut den Giro. Ebenso 1972, 1973, 1974. 1973 fuhr er sogar vom ersten bis zum letzten Tag in Rosa.

Die 80er und 90er Jahre waren geprägt von großen Namen wie Bernard Hinault und Miguel Indurain.Dreißig Jahre nach dem Dopingausschluss von Merckx erlebte der Giro einen weiteren schwarzen Tag. Marco Pantani, der 1998 gewonnen hatte und auch den Giro 1999 nach Belieben dominierte, wurde auf der Vorletzten Etappe in Madonna di Campiglio wegen Überschreitung des zulässigen Hämatokrit-Grenzwertes ausgeschlossen. Italien war gelähmt und Pantani sollte sich von diesem Schock nie mehr erholen.

Der Giro ist und bleibt ein großes Abenteuer für Fahrer und Fans.

Einige Zahlen:
Jüngster Gewinner: Fausto Coppi, 1940 mit 20 Jahren
Etappensiege: Mario Cipollini 42 Etappen, Alfredo Binda 41.
Rosa Trikots: Eddy Merckx 77, Alfredo Binda 59
Schnellste Etappe: 11.Mai 1991 in Venedig (Venezia) 48,521 km/h Schnitt auf 126 km; Sieger Cipollini.
Schnellster Giro: 1983, 38,9 km/h Schnitt Sieger Saronni
L ängste Etappe: 1914 Lucca-Roma 430 km

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