Bergprediger herunter gekommen ins Flachland - Feldprediger
Margarethe Harnischmacher
In der Schweiz stehen die Bundesratswahlen vor der Tür. In Sehnah, so wie im übrigen Ausland nimmt man die Regierungswahlen dieses Kleinstaates inmitten Europas im Normalfall kaum wahr. Das Land wird nicht selten als Kuriosum gehandelt, welches auf der einen Seite dem Mythos störrischer Unabhängigkeit und Freiheit eine Lanze bricht und somit vielerorts auf Bewunderung stösst, andererseits aber für seinen Egoismus und seinen Reichtum bekannt ist. Dass dem so ist und bleibt, dafür sorgt seit eh eine starke Rechte. Rechtsaussen und auch Bruder im Geiste unserer Sehnaher Volkspartei ist der Namensvetter, im Kürzel die SVP, die Schweizerische Volkspartei. Auf Trab gehalten wird diese seit Jahren von dem Milliardär und bisherigen Bundesrat Christoph Blocher. Schutzpatron dieser Partei ist der heilige Sankt Florian von Lorch. Graue Eminenz im Hintergrund ist der Bruder Gerhard Blocher. In häufigen Telefonaten mit Christoph dem Rate, wird die weltliche Allwetterlage bemessen und besprochen. Der Bruder, ehem. reformierter Pfarrer in Hallau, aufgewachsen wie Christoph im Getöse des Rheinfalls, ist ein Mensch, der haargenau in das Gedicht von Peter Lehner passt: Bergprediger, herunter gekommen ins Flachland, Feldprediger. Sein Alltagsjargon bewegt sich zwischen dem eines Feldherrn und dem eines Nahkämpfers. In seinem irren Gelächter erlöschen die Adventskerzen.
An der Seite von Christoph seine Frau Silvia, eine schillernde Güetzi backende Primarlehrerin, welche ihrerseits weiss wie der Hase läuft und die nimmermüde an vorderster Front mitstreitet.
Die SVP ist über alle Grenzen bekannt geworden durch eine Plakatkampagne zu den Parlamentswahlen 2007. Ein Plakat zeigte, wie eine Horde weisser Schafe ein schwarzes mit einem Kick über die Grenze stösst. Ein weiteres Plakat zeigte Christoph Blocher, den netten big brother als flächendeckenden Landesonkel.
In Helvetien wird nun diskutiert und spekuliert, ob Blocher eine Wiederwahl schafft oder nicht. In der Schweiz werden die Bundesräte durch die Bundesversammlung, die beiden Parlamentskammern gewählt. Eine Zauberformel besagt, welche Partei wie viele Bundesräte (Minister) stellen darf. Dieser links/rechts/Mitte Regierungs-Mix regiert nach dem Kollegialitätsprinzip. Mit andern Worten, es wird über einen Sachverhalt abgestimmt und danach müssen alle gute Miene zum bösen Spiel machen und nach aussen hinter dem Entscheid stehen. Die Parteien stellen ihre Kandidaten auf und das Parlament wählt sie? Nicht immer!