Interview Daniel Nielander mit Präsident Bolar
D.N. - Herr Staatspräsident, gefallen Ihnen die neuen Briefmarken?
R.B. - Als Kind habe ich Briefmarken gesammelt, da haben mir die blauen gut gefallen, da sie meistens den höchsten Wert darstellten. Ob mir diese speziell gefallen hätten, kann ich heute nicht mehr sagen. - Mir gefällt das Originalbild von Ad Grand sehr gut.
D.N. - Haben Sie Verständnis für das "Theater" um diese Marken?
R.B. - Müsste ich das von Amtes wegen haben? Nein, ich habe kein Verständnis dafür, ich habe Wichtigeres, welches mir zu denken gibt.
D.N. - Z.B. der Antirassismus-Artikel? Man munkelt Sie seien dagegen???
R.B. - Man will mich in dieser Ecke haben, aber das wäre total verkürzt. Ich bin in der Tat gegen diesen Artikel und habe meine Gründe. Aber vorerst muss ich folgendes klarstellen: Ich bin dafür, dass Diskriminierung verfolgt wird, egal aus welchen Beweggründen. Ich bin dafür, dass Beleidigungen, Ehrverletzungen etc. als Antragsdelikte geltend gemacht werden können, immer vorausgesetzt, dass reale Personen im Spiel sind. Ich habe aber meine Mühe damit, wenn die Rede- und Meinungsfreiheit durch solche Paragraphen eingeschränkt wird. Ich will wissen wo meine Feinde stecken. Ich will wissen was andere denken, auch wenn es sich um Idiotien handelt.
D.N. - Was ist mit der Auschwitzlüge?
R.B. - Das ist oft sowieso eine falsche Bezeichnung. Ich glaube, die meisten der sogenannten Auschwitzlügner glauben, was sie da verkünden. Sie sind also keine echten Lügner. Sie sind eher ein Fall für den Psychiater als für den Richter. Natürlich, wenn jemand bewusst die Shoa herunterspielt, um zu "vertuschen", ist er ein Verbrecher.
D.N. - Ich verstehe, Sie gehen davon aus, dass eine Lüge nur dann eine Lüge ist, wenn jemand nach aussen etwas verkündet, an das er im Innern selber nicht glaubt, oder gar weiss, dass es anders ist
R.B. - Ja genau.
D.N. - Zurück zu den Briefmarken.../
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R.B. - Sehen Sie, das ist es gerade, was mich stört. In dieser Sache springt man von einer relativen Harmlosigkeit mitten ins Grauen hinein und zurück. Mich beschäftigt, um es abschliessend zu sagen, die Haltung meiner türkischen Kollegen in Sachen Genozid an den Armeniern viel mehr, als diese läppischen Briefmarken und ihre Gegner.
D.N. - Sie sind auch ein Kritiker der politischen Korrektheit, kann man das so sagen?
R.B. - Ich habe mit vielen Neuschöpfungen Mühe. Oft gibt es sprachliche Komplikationen wie das Beispiel von Max Goldt zeigt, wenn wir etwa von "sterbenden Studierenden" (anlässlich eines Massakers an einer Uni) sprechen. Es sei sprachlich widersinnig, da man nicht gleichzeitig sterben und studieren könne. Im weiteren bin ich der gleichen Meinung wie Slavoj Žižek, dass sich nämlich politisch korrekte Begriffe abnutzten, wenn nicht den Worten eine tatsächliche soziale Integration folgt.
D.N. - Und um doch noch bei den Briefmarken zu landen, wie steht es um den Sexismus?
R.B. - Wenn ich da bei Simone de Beauvoir lese, dass man nicht als „Frau“ geboren, sondern als solche sozialisiert werde oder dass die Idee des "ewig Weiblichen" ein Vehikel der Unterdrückung durch das Patriarchat sei, muss ich leider antworten, so geht es mir als Mann irgenwie auch. In der Rumpelkammer dessen, was das Patriarchat von Mann alles abverlangt, stinkt es in der Tat gewaltig und es wird nicht weniger stinken, wenn anders sozialisierte weibliche Wesen an diesem Gestank partizipieren. Nur allzuoft wünsche ich mir, ich könnte in die Rolle einer Monroe schlüpfen und mir "Happy Birthday dear Mr. President" zuhauchen. Aber wie wir wissen, war auch dieser Preis sehr hoch.
D.N. - Sind diese Briefmarken der Aufschrei des "ewig Weiblichen"?
R.B. - Quatsch! Das sind einfach Briefmarken. Im übrigen hat die Werbung längst auch den nackten Mann entdeckt, und da ich nicht gerade die Figur eines Mr. Sehnah habe, fühle ich mich von diesen schönen knackarschigen Jünglingen arg unter Druck gesetzt, um nicht zu sagen sexistisch abgemurkst und als Fettsack diskriminiert. Mein Slogan dazu: Spraydosen gegen Brettbauch und Unterhosen!
Spass beiseite, wir müssen aufpassen, dass dem viktorianischen Pferd sein puritanischer Furz nicht in den heiligen Hallen der Freiheit abgeht.
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