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Der kleine Wink Gottes

Bonobobaby

A. C. Sauerberg

Unsere Welt wird zunehmend naturalisiert. Das Leib-Seele Problem, über Jahrhunderte ungelöst, hellt sich mit rasanter Geschwindigkeit in Richtung Materialismus auf. Dadurch verdunkelt sich natürlich für viele Leute (Gnostiker) die Welt und die Resultate der Forschung werden zunehmend ignoriert. Die Forschungen im Bereich der Neurowissenschaften zeigen immer mehr wie das Hirn funktioniert und dass man weiss, wo im Hirn welche Gedanken und Innenperspektiven konstruiert werden. Mit anderen Worten, am richtigen Ort den richtigen Eingriff, oder das richtige Medikament und ihr Glaube an Gott oder ihre Vorliebe für das Tennisspielen ist weggeputzt. Es ist dann leider keine Seele da, die das von irgendwoher selber korrigiert. Es zeichnet sich also ab, dass der Mensch und alle anderen Lebewesen komplexe Biomaschinen sind. Im Bereich der Genetik zeigt die Tatsache, dass wir Menschen den Schimpansen und Bonobos näher verwandt sind als die Schimpansenarten ihren nächsten Artgenossen, den Gorillas und Orang Utangs. Der Mensch und die Schimpansen haben demnach dieselben Vorfahren. Das glauben natürlich die Kreativisten nicht und ignorieren auch hier die Forschung. Nicht zu sprechen von der modernen Physik und Astronomie, welche dem Schöpfungsmythos in der Bibel nicht gerade zur Hand gehen. Moderne Forschung kollidiert mit alten überkommenen Weltbildern fast täglich und der aufgeklärte Bürger könnte sich im Grunde arrogant über die ewig Gestrigen hinwegsetzten. Leider sind es weltweit eine Unzahl Menschen, denen der Zugang zu einem modernen Weltbild aus den unterschiedlichsten Gründen verwehrt ist. Aber auch die modernen westlichen Landeskirchen und andere aufgeschlossene Gläubige werden laut Prof. Thomas Metzinger (Uni Mainz) zunehmend mit einem Verschwinden platonisch/christlicher Fundamente konfrontiert sein. Metzinger sieht nun als Konfliktpotenzial weniger den „Clash of Civilisation“ à la Huntington auf uns zukommen, als vielmehr die Tendenz eines “Clash of Antropologic“ herannahen.

Und Prof. K.C. Broom, Uni Berena: Die Forschung “zerstört“ klar die Vorstellung einer “gottgegebenen“ Vormachtstellung des Menschen gegenüber der Restkreatur. Diese Tatsache, sollte sie fruchten, käme den Tieren zu gute und würde die Humanitas in einen erweiterten Kontext stellen. Antropozentrismus als Fundament einer Ethik hätte endgültig abgedankt, Ethik müsste sich an einem umfassenden Naturalismus ausrichten. Der Mensch wäre dann nur noch der Statthalter, dem die Verantwortung für die Kreatur, Kraft seiner Überlegenheit, in den Schoss gelegt würde. Dies wäre der Restbestand des spezifisch humanen, welches das Menschentier aus dem Fundus des christlichen Humanismus (cur deus homo) übernehmen könnte. Wer einmal Kenntnis von den kulturellen und linguistischen Kompetenzen der Bonobos hat, der ahnt, dass unsere Vergehen an der Tierwelt weit grösser sind , als wir es uns je vorgestellt haben. Hinzu kommt die Forschung der Neurowissenschaft, welche sich auf die Schmerzwahrnehmung und mentale Leidensfähigkeit von Tieren spezialisiert hat. Angesichts dieser Tatsachen sehen wir Menschen ebenfalls alt aus.
Broom, der von sich sagt: „Ich leiste mir subjektiv den Vorzug eines methaphysischen absoluten Materialismus und Atheismus, bin mir aber bewusst, dass für die gesamte Menschheit nur der Agnostizismus vertreten werden kann.“ Dieser, so Broom, lasse beide “Welten“ widerspruchsfrei koexistieren. Es gebe gerade unter den Wissenschaftlern immer noch eine Vielzahl von Fundamentalisten, die meinten, es sei wissenschaftlich, wenn sie sagten, ich glaube nur was ich sehe und beweisen kann. Das Wort glauben (als Tätigkeit) hat auch in diesem Kontext leider keinen wissenschaftlichen Rückhalt. Broom macht Gödel posthum den Vorwurf, er hätte besser seinen Gottesbeweis auf diese Problematik ausgedehnt, da sie seiner Unvollständigkeit näher gekommen wäre, als der onto-logische Quark, den er in Sachen Möglichkeit eines Perfekten Wesens abgesondert habe.

Das Nichtbeweisbare, so Broom, und es zeichne sich ja ab, dass solches im Raume stehe, sei als solches zu bezeichnen. Nichtbeweisbares existiere zu 50% und es sei ihm bewusst, dass Fundamentalisten beider Seiten Mühe hätten mit der Vorstellung von halben Sachen. Man könne ihm natürlich entgegnen, dass es Nichtbeweisbares in der Wissenschaft nicht gebe und dass das noch nicht Veri-/Falsifizierte lediglich offen sei bis zur bitteren Neige. Oder das Nichtbeweisbare sei ein Widerspruch in sich und beziehe sich auf einen “Gegenstand“. So lange man die eine oder andere Möglichkeit dieses 50% “Gegenstandes“ nicht in Richtung 100% bewiesen habe, könne man nicht von einem Beweis sprechen und habe man 100% erreicht, so wäre das Nichtbeweisbare verschwunden. Broom sagt weiter dazu: “Es sind die Quantenphysiker, die bewiesen haben, dass wir mit 50% Wahrheiten leben müssen. Schrödingers Katze(*) sei bis zum Ende des Versuchs im Kasten nur zu 50% am leben. Er, Broom, neige ja nicht dazu, hier auch noch den Formalimus der Quantentheorie, welcher aussage die Katze sei sowohl tot als auch lebendig, auf die Makrowelt zu übertragen und geselle sich zu denjenigen, die da sagen, wir wissen es einfach nicht, bis wir den Kasten geöffnet haben. Im subatomaren Raum, müsse man aber mit dem Formalismus leben und ein möglicher Gott wäre nach seiner subjektiven Innenperspektive näher dem subatomaren Quanten-Way of Life als dem Newtonschen Brei of Bircher (s. Birchermüsli). Auch die Fundamentalisten unter den Wissenschaftlern müssten sich langsam damit abfinden, dass die Welt eine zauberhafte Seite hat, die, berühre ich sie, augenblicklich nicht mehr die ist, die ich berühren wollte. Unschärferelation heisst der Zauber und dieser ist vielleicht ein Wink Gottes. Hier geben sich Physik und Metaphysik die Hand und der Glaube an einen Gott sei durch die Naturalisierung der Welt nicht in Gefahr, denn gäbe es einen Gott, so wäre auch dieser eine Natur, wenn auch eine Über-Natur

(*) Schrödingers Katze (Bild/Text Uni Paderborn)

Der Physiker Erwin Schrödinger verdeutlichte mit dem als "Schrödingers Katze" bekannt gewordenen Paradoxon 1935 die exotischen Qualitäten der Quantenwelt, bzw. seine eigenen Zweifel an der Richtigkeit der Annahmen der Quantenmechanik. Es geht um die Überlagerungen makroskopischer verschiedener Zustände, anders gesagt die gleichzeitigen verschiedenen Eigenschaften von Teilchen. Im Beispiel wird das mit der Wahrscheinlichkeit des Zerfalls eines Atoms verdeutlicht. Schrödinger formulierte es so:


Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit folgender Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der Katze sichern muss): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, dass im Lauf einer Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso wahrscheinlich aber auch keines; geschieht es, so spricht das Zählrohr an und betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sich sagen, dass die Katze noch lebt, wenn inzwischen kein Atom zerfallen ist. Der erste Atomzerfall würde sie vergiftet haben. Die Y-Funktion des ganzen Systems würde das so zum Ausdruck bringen, dass in ihr die lebende und die tote Katze zu gleichen Teilen gemischt oder verschmiert sind.



Jürgen Habermas und der damalige Kardinal Ratzinger und heutige Papst Benedikt XVI. diskutierten 2004 über Religion und Aufklärung

Thomas Assheuer schreibt 2004 in der Zeit:

Nachdem die Religion zu einem schmerzhaften Anpassungsprozess an die Moderne genötigt wurde, ist für Habermas jetzt das säkulare Bewusstsein an der Reihe. Es „kommt nicht kostenlos in den Genuss der negativen Religionsfreiheit“ und müsse lernen, der Religion nicht von vornherein den Wahrheitsgehalt abzusprechen. Dasselbe gelte für den säkularen Staat; auch er dürfe seine „säkularistische“ Weltsicht nicht aufspreizen und Religion ignorieren. Und mit einem Blick auf Hirnforschung und „Lebens“-Wissenschaft: „Naturalistische Weltbilder genießen keineswegs prima facie Vorrang vor religiösen Auffassungen.“

und:

Es gibt Gründe in der Sache, warum sich heute ein katholischer Dogmatiker mit einem liberalen Philosophen an einen Tisch setzt. Jedenfalls fällt ihr Gespräch in eine Phase, in der die katholische Kirche eine auffällige Wandlung erlebt. Der Vatikan stellt sich erstmals seiner eigenen Schuldgeschichte; auch die Dauerkritik des Papstes am globalen Kapitalismus und sein Nein zum Irak-Krieg sind ein Hinweis darauf, dass der Vatikan nicht mehr nur nach der Erlösung der Schuldigen fragt, sondern nach Recht und Gerechtigkeit, gleichsam als eine massenmedial wirksame Autorität.