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17. Januar 2015

Eklat


Carl Andrea Sauerberg (Kommentar zur Bolarrede vom 16.1.2015)

Grösster diplomatischer Eklat seit dem Amtsantritt von Rowland Bolar. Ausschlaggebend ist die drastische Strafe zu welcher der saudische Blogger Raif Badawi verurteilt worden war.Badawi vertrat auf seiner Website die Ansicht, dass Muslime, Juden, Christen und Atheisten gleichwertig seien. Dafür wurde er von der saudischen Justiz zu 10 Jahre Haft und 1000 Peitschenhieben und Zahlung einer Million Rial (ca. 200.000 Euro) verurteilt.

Der Präsident der Republik Sehnah erklärte heute in seiner Rede vor dem Parlament die saudische Königsfamilie zur "Persona non grata". Der Botschafter wurde umgehend zurückgerufen und sämtliche Personen mit Sehnaher Bürgerrecht sind aufgefordert Saudi Arabien auf dem schnellst möglichen Weg zu verlassen. Alle gefährdeten Personen wurden ebenfalls im Vorfeld durch den Geheimdienst der Republik stilschweigend evakuiert.
Bolar bezichtigt den Westen der Bigotterie und kritisiert die europäische Union sowie die USA für ihr Stillschweigen. Er nimmt die Gelegenheit war die Regierungen des Westens aufzurufen, ihre Betroffenheit genereller kund zu tun und nicht nur dort wo kein Interessekonflikt entstehe.
Die Anklage, der Blogger hätte das Ansehen des Königreichs in den Dreck gezogen, kommentiert Bolar folgendermassen:
"Man kann nicht in den Dreck ziehen, was offenbarselber bis zum Halse im Dreck steckt". Und weiter: "Es ist höchste Zeit, dass wir aufhören unsere wirtschaftlichen Interessen den fundamentalsten Menschenrechten unterzuordnen."
Bereits in einer früheren Rede hat Bolar geäussert , im Rahmen einer rechtsstaatlichen Ordnung sei gegen Beleidigungsklagen vor einem ordentlichen Gericht nichts einzuwenden. Hingegen forderte er strengere internationale Richtlinien bezüglich der Strafmasse. Eine Forderung welche natürlich utopisch anmutet, da nach wie vor die Todesstrafe sogar beim selbsternannten Weltordnungshüter USA auf der Tagesordnung steht. So fordert Bolar denn in dieser Rede den US Präsidenten Obama auf, die Folterskandale restlos aufzuklären.
Brüssel wirft Bolar im Gegenzug vor, er könne nur deshalb eine so kesse Lippe riskieren, weil er über eigenes Öl innerhalb seiner 12 Meilenzone verfüge.
Dazu sei erwähnt, dass trotz grosser Ölreserven in Sehnah 53% des Elektrizitätsbedarfs mit Wind und Speicherkraftwerken gedeckt wird. Sehnah verfügt weltweit über das intelligenteste Überlandnetz, welches weitgehend in den Boden verlegt wurde und setzt seit Jahren auf Sonnenenergie.
Bolar kritisiert weiterhin die westlichen Industrienationen, sie hätten ihre hehren Werte einer egoistischen Willkür geopfert.
In der Tat muss man sich nicht wundern, wenn ein paar Wahnsinnige dem freien Westen den Garaus machen. Man muss sich mal vor Augen halten, dass zum schnellen Fahndungserfolg in Paris nur die Tatsache führte, dass die beiden Terroristen nicht gerade die begabtesten waren und der eine seine Identitätskarte im Fluchtauto verloren hatte. Zwei Halbstarke aus den Banlieues von Paris gegen 80'000 Polizisten. Angesichts solcher Dimensionen sind Gelder, welche weltweit für Kriegsmaterial ausgegeben werden eine spätkapitalistische Folkloreorgie, ein lukrativer Witz für einige superreiche Waffenhersteller und Händler. Anstelle einer internationalen Solidarität mit der dritten Welt, hat man mit korrupten Regierungen der gnadenlosen Ausbeutung durch multinationale Konzerne Vorschub geleistet. Man hat nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, die Zeichen der Zeit nicht erkannt und den Triumph des Kapitals gefeiert, anstelle des Triumphes der Meinungsfreiheit. Mit Putin erhält man nun im Osten die Quittung (was die Waffenlieferanten natürlich freut) und im Süden muss man mit einem zurückgebliebenen nichtaufgeklärten Islam rechnen, welcher nicht als berittene Armee daherkommt wie einst der Grosswesir Kara Mustafa, der mit der osmanischen Armee bereits 1529 zum zweiten Mal vor Wien stand.
Die Avantgarde des Propheten ist längst überall stationiert. In Geheimdienstkreisen spricht man von sogenannten Schläfern. Die Schläfer sind aber nicht präparierte Killer, sondern "normale" Jugendliche ohne Perspektive, die zu jeder Zeit frustgezündet werden können. So wie die Karikaturisten sich nicht in die Knie zwingen lassen wollen, werden auch künftige Attentäter lieber sterben, denn als "Untermenschen" weiter in den Banlieues zu Grunde zu gehen. Frei nach dem Motto: Lieber als Märtyrer gegen 80'000 Polizisten antreten, als das Gesicht verlieren. Bolar äusserte sich zum Anschlag in Paris folgendermassen in den Medien der Republik:
"Wohlverstanden, ich toleriere mitnichten das Vorgehen solcher irregeleiteten Barbaren, ich leide mit jedem Opfer und verabscheue die Blutspur die sie hinterlassen, aber was mir nicht entgeht ist die Tatsache, dass ich machtlos bin und mit mir die ganze westliche Welt. Wenn wir nicht radikal umdenken werden wir immer mehr zur Zielscheibe des individuellen Wahnsinns!"
Die Charlie Hebdo Tragödie sei übermorgen vergessen, so Bolar, verdrängt wie jener Wahnsinnige, der eben erst in Norwegen 77 Jugendliche massakriert habe, oder die ermordeten Übersetzer der satanischen Verse von Salman Rushdie . Ein Gehirn allein gegen die Gehirne der Welt, das sei leider das neue Feindbild. Das Denkwürdigste an dieser früheren Medienansprache war aber folgende Passage:
"Jede Armee rekrutiert seine Soldaten mit dem üblichen Tamtam. Fahnenaufzug, Fahnenmarsch, Vereidigung je nach Nation. Soldaten werden seit es sie gibt auf den Tod eingeschworen und legitimiert andere im Notfall mit der Waffe in der Hand zu töten. Dienstverweigerer hingegen werden geächtet, eingesperrt und Deserteure gar erschossen. Mit anderen Worten ein Kalkül, das den Kriegshelden auf dasselbe Podest stellt wie den Märtyrer. Töten und getötet werden für eine Ideologie als vertikaler Imperativ hat eine sehr langeTradition."
In den 60er Jahren hat die USA in Vietnam als Supermacht die erste Niederlage gegen eine Partisanenarmee einstecken müssen. In Europa hat sich in der Folge der Linksterror einen Namen gemacht und der westlichen Welt einen Vorgeschmack gegeben, was der Individualterror von unten auszurichten in der Lage ist. Offenbar ist die Psyche gewisser Menschen in bestimmten Situationen nicht auf einen Vorgesetzten angewiesen. Nicht auf eine Nation, nicht auf einen Diktator, nicht auf einen Hauptmann der Waffen SS der den Befehl zur Massenexekution gibt. Der Selbstmordattentäter, der sein Vorbild in den Kamikazefliegern Kaiser Hirohitos findet, folgt schnurgerade einer fehlgeleiteten Samuraiideologie, denn Religion ist wie der Kommunismus nichts anderes als eine Ideologie, auch wenn Heerscharen von Theologieprofessoren, Kardinälen, Pfaffen und Mullahs weltweit ihre Basislager eines anderen belehren. Was nützt es uns, wenn der Jenseitige zum Generalissimus erklärt wird und die selbsternannten Gotteskrieger zum Schwert greifen? Ob "Allah ist gross"; "actus fidei qua Scheiterhaufen" oder "Heil Hitler", das perennierende Leiden der Opfer ist mehr als eine Fussnote der Geschichte. Was nützt es uns, wenn wir die Diagnose Wahnsinn stellen, was nützt es uns, wenn diese Diagnose sogar richtig ist? All die Beteuerungen der Staatsoberhäupter, dass alles getan werde um Terrorakte zu verhindern sind leere Worthülsen, solange das Übel nicht bei der Wurzel gepackt wird. Ebenso leere Worthülsen und Versprechungen wie sie unter Sarkozy in Sachen Banlieues ausgesprochen wurden. "Wer mit dem Kärcher droht, kommt durch den Kärcher um.", wäre doch ein adäquates Bibelwort als göttliche Antwort, gerichtet an den Sprücheklopfer der Grande Nation. Prävention ist nicht mit Sturheit und Aussitzen zu erhalten.
So greift den Bolar, wie er selber sagt, in die theologische Trickkiste und seine Rede stilisiert er zur Friedenspredigt, zum Humanismusbrief.
Wir erinnern uns an seine früheren Ausführungen in Sachen Spätkapitalismus und Terror.
"Der Spätkapitalismus muss über die Bücher gehen, wenn er die faulen Früchte seiner Saat nicht ernten will. Die Bürger müssen sich bewusst sein, wer das nötige Geld hat, zieht sich in sein Reduit zurück, meidet das Basislager, exponiert sich nicht."
Geschützte Siedlungen hinter Stacheldraht sind in der USA an der Tagesordnung und bei uns geniessen Oberschichtghettos, sogenannte "gated community", zunehmend an Beliebtheit.
Ganze Nationen in"gated community" zu verwandeln wie es sich Bewegungen wie PEGIDA und Co in Deutschland vorstellten, das sei der eigentliche Kniefall der Zivilgesellschaft (so Bolar). Dass diese Bewegung aus dem Basislager der ehemaligen DDR stamme sei blanker Zynismus. Und Bolar schliesst seine Rede mit den Worten:
"Mit Potentaten, die im Jahre 2015 einen Bürger zu 1000 Peitschenhieben verurteilen, will unsere Republik nichts, aber auch gar nichts zu tun haben, egal um was für Märchenprinzen und Könige es sich handelt."
Bolar wäre nicht Bolar, wenn er nicht auch eine Hintertüre offen liesse:
Die saudische Königsfamilie ist jederzeit wieder in unserem schönen Land willkommen. Die Bedingung jedoch ist eine Reform ihres barbarischen Strafsystems. Diese Bedingung ist aber auch eine königliche Geste der Menschlichkeit!

*In Downtown Miami, Florida, the neighborhood of Brickell Key is a gated island community of high-rise residential towers. Although anyone can walk onto the island or come via the public bus, only authorized automobiles may enter. Brickell Key has some of the most expensive apartments in Miami