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Der Geköppelte

Pyrrhussieg oder das letzte Zucken des Schweizer Bankgeheimnisses

Frelli Tori (Auslandkorrespondent Berenanews)

Vielleicht haben sie es verdient die Schweizer, vielleicht geschieht ihnen Recht. Ich werde das Gefühl nicht los, hier zieht einer ihrer fähigsten von dannen. Genau kann ich, und damit bin ich wohl nicht alleine, das natürlich nicht beurteilen. Sicher allen voran diejenigen nicht, denen es nur um den Fall des Nationalbankpräsidenten gegangen ist und weniger um ihr Land, auch wenn sie letzteres immer wieder bekräftigen. Ihr Land, das in Sachen Bankgeheimnis eine “bigotte“ Grundhaltung an den Tag legt, ihr Land, das Hand bietet für so manche unlautere Finanztransaktion und weltweit als Hort gilt für Schwarzgeld. Das Land müsste dieses Fehlverhalten einer Gattin im Grunde locker aussitzen. Mit Dollar wurde gehandelt. - Er hat es ihnen gesagt bei seinem Rücktritt, - den Dollar konnte ich als Präsident der Schweizer Nationalbank nicht beeinflussen -. Soviel habe sogar ich als Südländer auf die Reihe gebracht, bevor er diesen Fact den Journalisten zum Besten gab. Nur die Weltwoche träumt nach wie vor den Traum der Allmacht der Nationalbank. Daraus folgt, ein Insiderdeal ist das nicht gewesen, auch wenn Herr Hildebrand sogar selber Hand angelegt hätte. Nun geht er. - Ein Sieg für die SVP, hat der Bundeshauskorrespondent gesagt. - Ein Sieg für die SVP? - Sind nicht an vorderster Front die Exportindustrie einerseits und andererseits die KMU betroffen, welche vom Fremdenverkehr leben und froh sind, wenn der Euro kompetent in Schach gehalten wird? Durch diese Krise hat er, Hildebrand, die Schweizer doch bis anhin auf hoch professionelle Weise geführt. Er hat nicht wenig dazu beigetragen, den Bürgern etwas die Angst zu nehmen, vor all den dunklen Gewitterwolken der europäischen Finanzkrise, was man vom Wirtschaftsminister Schneider-Ammann nicht unbedingt sagen konnte. Er, der Präsident und sein Mit-Direktorium haben den dicken-fetten (CH-Banken) höhere Eigenkapitalreserven auf‘s rechte Auge gedrückt, zum Wohle des Volkes, das bluten muss, wenn der Fall droht. Damit hat er sich keine Freunde im Dschungel der Banker geschaffen. Damals ist doch einer ins Grübeln gekommen, der wegen etwas anderem den Hut genommen hat.

Sein Auftritt, oder besser sein Abgang zeugt von Format. Er hat es der Welt überlassen, ob sie ihm glaubt oder nicht. Er, in dessen Familie der Dollar in Gottes Namen eine nicht unwesentliche Rolle spiele, hat ohne viel Federlesens amerikanisches Recht über sich ergehen lassen. In Amerika muss der Angeschuldigte seine Unschuld beweisen. Er hat das Handtuch geworfen, weil ihm das unmöglich sei, er habe jedoch ein reines Gewissen. Ich bin geneigt ihm zu glauben. Mag man mich einen Naivling nennen.

Die Schweizer, aber auch all die anderen europäischen Staaten, leben offensichtlich in einer Welt, in der Werte wie Ehrlichkeit, Ehre, Stolz und Gewissen, aber auch die Unschuldsvermutung ausgedient haben. Geiz und Geilheit, aber auch Missgunst und Neid haben längst diese Plätze eingenommen.

Wie kläglich haben all die Instrumente versagt dieses Problem anständig zu lösen? Herr Hildebrand ist kein Abschreiber wie der Herr Karl-Theodor zu Guttenberg, Herr Hildebrand ist kein Strauss Kahn und schon gar kein Barschel. Und Herr Hildebrand geht, ohne dass er aufgefordert wurde, was man von Herrn Wulff in Deutschland offensichtlich nicht erwarten darf. Im Grunde ist beleidigend, dass man diesem Mann unterstellt, sein Renommee so leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben. Als ob ein Hildebrand dieses nötig hätte. In seinem ersten Auftritt hat er natürlich durchblicken lassen, dass seine Frau keine Jasmin Hutter ist, die sich nach erfolgtem Kindbett an den häuslichen Herd zurückzieht und die “Schöibe“ fasst. Schon das allein ist Grund genug für kleinkarierte Schweizerseelen, den wohl fähigsten Notenbanker, den sie hatten, abzuservieren. Und die Welt muss ja die Woche mit einem neuen Artikelchen köppeln, damit das Blättle floriert. Schon Engels hat den alten Eidgenossen attestiert, sie stünden fürwahr immer auf der falschen Seite.

Dieses Land hat Besseres verdient, doch eine Minderheit bringt es zunehmend fertig, den Kleinstaat zu sabotieren, wie einst der Volkstribun Tiberius Sempronius Gracchus, der den römischen Senat mit seinen Veti torpedierte. Tiberius wollte eine soziale Landreform. Dies unterscheidet ihn natürlich von unseren Volkstribunen. Die wollen alles andere als ein soziales Anliegen durchsetzen, die wollen das, was man Tiberius vorwarf, die wollen “König“ werden.

Hoffen wir doch wenigstens folgendes: Den möchtegern Bundesräten der SVP sollte nicht entgangen sein, wie man sich der mehrsprachigen CH Presse präsentiert und nebenbei die übrige Welt in sattelfestem Englisch in Kenntnis setzt. Aber was soll‘s, diese Bergler sind eine Bauernstaat. Da wird am Stammtisch Dialekt gesprochen. Man fragt sich, warum es in der Schweiz sogar eine Währung gibt, so engstirnig wie die ticken, würde eine Kartoffelparität doch bei weitem ausreichen.





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