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10. Januar 2011

Ein social Firewall ist ein social Firewall ist ein social Firewall ...

his masters noise

Interview von A. F. Grazi mit K.C. Broom bezüglich Löschantrag "social Firewall" in Wikipedia

social Firewall (Originalartikel aus Wikipedia)
Ein sozialer Firewall ist eine künstliche Barriere zwischen einer Mensch-Mensch-Beziehung. Der Ausdruck wurde von K.C. Broom erstmals im letzten Jahrhundert, als die Telefon-Anrufbeantworter aufkamen, verwendet. Für Broom sind SF-Systeme, Systeme, welche den "lästigen Kunden" fernhalten. Aber auch das Gegenteil sei der Fall, der Kunde werde am Telefon, oft mit Musik, zurückhalten um ihn nicht zu verlieren. Er bemängelt, dass zunehmend ein persönlicher Kontakt von Mensch zu Mensch aus Ressourcengründen vernachlässigt werde und Maschinen, sogenannte Avatare, den Kunden in endlose Schlaufen verwickle (... wählen sie die eins, wenn nicht, wählen sie die zwei und drücken Sie die Rautetaste usw. usw.).

AFG: Vorerst besten Dank Herr Broom, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Wie ich ihnen schon am Telefon gesagt habe, hat uns eine Privatperson kontaktiert, welche Ihren Begriff des sozialen Firewalls als Wikipediaartikel posten wollte. Das Vorhaben zeitigte jedoch keinen Erfolg, sondern endete mit einem Löschantrag, mit unterschiedlichen Begründungen. Sie haben diese kurz studiert, was ist Ihr Eindruck?

KCB: Nun, vorerst bin ich froh, dass ich gar nicht existiere. Das beflügelt mich ungemein und stimmt mich geradezu optimistisch. Nichts wäre mir peinlicher als die Tatsache, denn als Rampensau etikettiert zu werden. Was Wikipedia angeht bin ich sehr froh, dass es so etwas gibt. Ich verwende es oft. Ich werde zunehmend vergesslicher und besitze kein Bibliotheksystem für meine Privatbibliothek. Natürlich ist einiges fragwürdig was da in Wiki drin steht, aber die leiden ja nicht unter denselben Platzproblemen wie ich mit meinen Büchern.

AFG: Haben Sie ein Beispiel?

KCB: Im Moment kommt mir natürlich nur in den Sinn, was ich gerade gelesen habe im Zusammenhang mit dem social Firewall Artikel. Dieser Voskos, der mir da an den Karren gefahren ist, stellt z.B. Artikel über ein deutsches Marktforschungsinstitut DISQ ein. Das ist meines Erachtens pure Werbung. Eigentlich wäre gerade dieses Institut, welches doch so sehr dem Kunden zugewandt ist (lacht), prädestiniert die sozialen Firewalls aufzuspüren und beim Namen zu nennen.

AFG: Jemand schreibt: Sieht sehr nach Theoriefindung oder -etablierung aus. Ist dem so?

KCB: Ach was soll’s, Theoriefindung oder –etablierung, als ob in dem Zusammenhang gross etwas gesucht werden müsste. Das ist doch tägliche Praxis, damit sind täglich tausende beschäftigt und fluchen alle Zeichen, weil ihnen das Geld aus der Tasche gezogen wird und was noch viel schlimmer ist, man stiehlt ihnen wertvolle Lebenszeit. Ich habe lediglich nach einem griffigen Schlagwort gesucht, wie ich es in meinen Essays immer tue und schon geht das Geschrei los. Das klingt mir allzu sehr alles nach Dorfschulmeisterei. Ein halbwegs intelligenter Mensch fragt doch nicht zuerst wer etwas gesagt hat, sondern was er gesagt hat. Der Artikelschreiber hat ja geschrieben: Streichen ja, aber nicht ersatzlos. Hat mich dann doch etwas amüsiert.

AFG: Nun ganz falsch ist die Behauptung, er wolle den Begriff durch Wikipedia etablieren auch wieder nicht.

KCB: Als Konrad Lorenz das Wort Mobbing einbrachte, hat er auch einfach einen Ausdruck für ein Verhalten oder einen Sachverhalt gesucht. Mobbing ist keine Theoriefindung sondern ein Schlagwort für eine Verhaltenspraxis von gestörten Persönlichkeiten und das Wort klingt wie Pudding und jeder benutzt es, nur weil es vom Vater der Graugans Martina kommt.

AFG: Im Grunde ist social Firewall ein widersprüchliches Wort, da sozial von socius kommt und gemeinsam oder verbunden heisst.

KCB: Das ist es ja eben, Firmen, die der “Gemeinsamkeit“ mit meckernden Kunden aus dem Weg gehen, schotten sich mit einer “Brandmauer“ die sie Service-Hotline nennen ab, da ist der wahre Widerspruch. Statt dass das “heisse Eisen“ durchgelassen wird, spielen sie uns eine kleine Nachtmusik ab und machen auf überlastet. Kunden können sich im Gegenzug auch mit einem Anrufbeantworter schützen. Marktforschungsumfragen erteile ich auch einen “Löschantrag“ auf meinem Gerät.

AFG: Nun vielleicht sind sie ja auch überlastet, das nützt aber dem Kunden wenig, da haben sie schon Recht. Bedauern Sie den Löschantrag?

KCB: Was heisst da schon bedauern? Das Vorgehen erstaunt mich nicht. Ich finde social Firewall ist nach wie vor ein treffendes Schlagwort. Ich bediente mich absichtlich eines von der Branche besetzten Ausdrucks, weil die IT- und Kommunikationsbranche wesentlich für diese "Supportsysteme" verantwortlich ist. Wenn wir nun eine Etablierung des Wortes im Sinne der Branche zulassen, verschenken wir ein starkes Wort an die, denen wir zuweilen auf die Finger schauen sollten. Das ist es dann, was die "kluge" Wikipolizei mit der Löschung erreicht hat. Aber allzuoft finden sich halt die Pyromanen bei der Feuerwehr ein. Die Branche wird uns dann den social Firewall verkaufen, als wäre er ein neues Waschmittel, das noch weisser wäscht. Alter Wein in neuen Schläuchen. Das bedaure ich schon ein wenig

AFG: Sie haben mir am Telefon zuerst eine Absage erteilt und gesagt, dass es ihnen egal sei wer wie und wo mit ihren Wortspielerein umgehe und Sie wegen ein paar Wikipolizisten nicht hinter dem Ofen hervorgelockt würden. Habe ich Sie richtig zitiert?

KCB: Mag sein. Übrigens, haben Sie gelesen, ihr Blatt wurde auch arg desavouiert. Haarsträubende Artikel werden Ihnen unterstellt.

AFG: A.C. Sauerberg unser Chefredaktor hat mir beim Kaffee in dieser Sache geantwortet, es sei ganz im Sinne von berenanews.com, zuweilen Artikel zu schreiben, die sogar glatzköpfigen die Haare zu Berge stehen lassen.

KCB: Dann ist es ja gut so.

AFG: Sie sind kaum über die Grenzen hinaus bekannt und werden seit längerer Zeit vom akademischen Zirkus, (Ihre Worte) gemieden, leiden Sie darunter?

KCB: Nein, sie verzeihen mir nur nicht, dass ich einmal die Rolle der deutschen Akademiker während der Nazizeit angesprochen habe.

AFG: Können Sie das hier wiederholen?

KCB: Nun ich habe gesagt, dass gerade fleissige Leute, die nach oben strebten, sich durch schulischen Fleiss und Angepasstheit auszeichneten, damals auch obenauf gekommen seien, wenn sie denn das Glück hatten, nicht einen gelben Stern tragen zu müssen. Denken Sie nur an die Mediziner, denen die Rolle des Rassenhygienikers zugeteilt wurde, 45% traten nach der Machtübernahme in die NSDAP ein, oder die Richter, die in Volksgerichtshöfen ihre Zunft befleckten. Kunsthistoriker, die das Entartete ausmachten und Ingenieure, die Waffen entwickelten welche Oekonome dann verkauften, damit sie von Pfaffen gesegnet werden konnten. Die Studie möchte ich nicht sehen, die Spreu vom Weizen trennt. Heute tut man doch so, als wären das ein paar schwarze Schafe gewesen und die meisten schlauen Akademiker im geistigen Widerstand. Der Orden unter dem Totenkopf war primär ein Akademikerverband und fast nur die unteren Chargen, die KZ Aufseher und Handlanger waren Metzger und Bauern.

AFG: Das hat man Ihnen nicht verziehen?

KCB: Das ging gerade noch durch, aber als ich gesagt habe, das wäre heute nicht anders als damals bei ähnlichen Bedingungen, war es aus. Dabei wollte ich nur warnen, dass Leute die sich gerne zu einer Elite zählen, nicht nur Deutsche wohlverstanden, in solchen Zeiten eben besonders gefährdet sind und gut daran tun Widerstand auch in heilen Zeiten zu proben, insofern Unrecht auftaucht. Aber offensichtlich sind diese Leute schon von klein auf zum Gehorsam erzogen, sonst wären sie wie die meisten Genies von irgendeiner Schule geflogen. Ich sehe wenig mutige Taten und viel Karrierismus, Feigheit und Opportunismus. Die Strecke ist kurz, zwischen einer braunen Zunge und einem braunen Hemd. Löbliche Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Wie kommen Sie nun auf diese Fragen, das hat doch mit dem social Firewall nichts zu tun?

AFG: Nein, damit nicht. Sie sind mir spontan eingefallen, weil man in dieser social Firewall Sache zuerst Google nach Ihrem Namen befragt und wenig gefunden hat.

KCB: Vom Dichter Peter Lehner hat man auch gesagt, seine Wortspiele sind bekannter als sein Name, das kratzt mich nicht.

AFG: Hoffen wir nur, dass Sie nicht wie Ludwig Hohl in die fatale Situation des Geheimtipps geraten.

Besten Dank für das Interview.

KCB: Bitte gern geschehen.