Präsident Bolar zum Fall Rahman
“So unrecht haben die Richter in Afghanistan nicht, wenn sie in Erwägung ziehen, Abdul Rahman für verrückt zu erklären.“ Dieser Ausspruch des Sehnaher Präsidenten sorgte kürzlich für Empörung. Bolar liess durch seine Sprecherin Senta Merald verlauten, dass er Präsident Karsai aufgefordert habe, die Hinrichtung von Abdul Rahman mit allen Mitteln zu verhindern. Der Ausspruch Bolars sei während eines Diners gefallen und man habe nur diesen Satz aufgegriffen. Bolar habe des weiteren gesagt, dass zwischen Scharia und den Menschenrechten offenbar nur noch der Wahnsinn Platz habe. Bolar forderte die Muslime der Republik Sehnah auf, Farbe zu bekennen und nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken, wenn ein unliebsames Thema die Tagesordnung durchkreuze. Er selber sei zwar Agnostiker wie alle Welt wisse, aber er wolle doch immerhin wissen ob sie denn eine solche Gerichtlichkeit einfach stillschweigend akzeptierten.
Er Bolar sei nicht wie die Agentin Sterling im Film das Schweigen der Lämmer, die nachdem ihr Vater bei einem Einsatz als Polizist erschossen wurde, vom Hof ihrer Verwandten geflüchtet sei, weil dort Lämmer geschlachtet wurden und sie nicht einmal einem Lamm das Leben retten konnte, um sich dann in der Jagd auf Serienkiller von Alpträumen loszutherapieren. Er Bolar sei auch nicht Bush, der Jagd auf Terroristen mache. Im Gegenzug hätte er es gerne gesehen, wenn die Moslems von Sehnah in Sachen Abdul Rahman, auf die Strasse gegangen wären, um gegen das drohende Urteil zu protestieren. Man hätte ja auch die Demo in Sachen Karikaturenstreit zugelassen, obschon religiöse Manifestationen auf Sehnah verboten seien.
Im Londoner Afghanistan-Abkommen nahm die internationale Gemeinschaft Ende Januar einen neuen Anlauf. Der Text sieht eine weit reichende Reform des Justizwesens vor - bis Ende 2010.