Republik Sehnah

23. Juli. 2008

Wäre die Gesinnung eine Trüffel,

man würde Schweine auf sie ansetzen. (G.J. Alderson)

Georg Jens Alderson

Sehnaher Hans Kohlhase Literaturpreis an G.J. Alderson

Georg Jens Alderson, Sohn eines Bochumer Bäckermeisters und einer Krankenschwester aus Gelsenkirchen, ist in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Sehnah ausgewandert. Im Geiste von 68 verfasste er hauptsächlich politische Lyrik. G.J. Alderson reduzierte Sprache auf das Wesentliche. Sein Ausspruch: "die Muttersprache der Banane ist grün" und "Bananenväter versuchen ein Leben lang ihren Nachkommen gelb zu verkaufen, bis diese schwarz werden.", sind Slogans, die in den Bars der Bonania Bay kursierten. Seine spätere Lyrik wird philosophischer und stellt die Welt sprachlich auf den Kopf. Bekannt ist auch sein Essay: das Verschwinden der Sprache. Alderson zeigt darin auf, wie die Desemantisierung Wortbedeutungen transformiert . Wichtiger sind aber seine logothetischen Betrachtungen, welche aufzeigen, dass die Dinge hinter den Zeichen (Logos) verschwinden. Produktenamen werden zu Begriffen, der Turnschuh verschwindet hinter dem Nike Logo etc.

Die Aphorismen von Alderson sind bekannter geworden als sein Name. So ist denn für ihn der ZEN Satz :

"der Weg ist das Ziel" ergänzt worden durch : "weg ist das Ziel".

Gedichte von G.J. Alderson

wären worte wassertropfen

würden wirte
weinlos
orten

satzbetrunken
sässen
säufer
wortab

kotzen spät noch
bücher
im urin
das ABC

wären worte wassertropfen
unter null
gebete stückgefroren
eiszapfengedicht

wären worte wassertropfen

man könnte namen kochen
dort die wolke schau
bist du, bin ich
sind wir
und wenn wir regnen
blühen kinderhände
voller buchstaben

wären worte wassertropfen
des einsamen ohr
durst der stille
ertrunken in später flut
streunender sprache

wären worte wassertropfen
unbedarft gurgeln
leise quellen
belanglose spritzer
aus seichten tümpeln
feuchtigkeit

wären worte wassertropfen
fluch der eloquenz
ein politiker brennt
wo bist du
feuerwehr volk
wendrohrtot

am anfang war das wasser
wir ziehen dereinst ans meer
so oder so
wortlos
als
wären worte wassertropfen

ab und zu
auf einer welle reiten
auf einem pferd schaukeln
durch schlüssellöcher gucken
den welken löwenzahn pusten
an gebrauchtwarenbörsen spekulieren
und sinn finden
im lauf der dinge
die da noch
kommen

gedicht:
ein dach aus wörtern

obdach:
ein dach über’m kopf

obdachlos:
ein Gedicht über’m kopf

schutzengel
sind flatterwesen
die vorbeiflattern
wenn zufälle
vor ort
anstelle
der unfälle

jugendbewegungen
seien keine
wachstumsstörungen
sagen die experten
handfest liegen vor
die beweise
die zahlen
der wirtschaft

lausbubenstreich:
schulhaus gesprengt

strafe:
pausenplatz reinigen

nicht jedes unglück
ist gut genug
für das
gut zum druck

das leben ist ein auslaufmodell im spezial-angebot,
profitieren sie solange vorrat

sturheit
glasauge um glasauge
zahnprothese um zahnprothese

ernstfall schlachtfeld
der soldat verheldet
elendiglich
zum ritter unter'm
kreuz
wenn's hoch kommt

glaube ist zähflüssig
klebrig
und hinterlässt
flecken
am wams